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Liebe Leser,

leider wird diese Chronik nicht ganz vollständig sein, da durch die Flutkatastrophe von 1962 viele Unterlagen über Gründung, Mitglieder, Jubiläen und Dienstgeschehen vernichtet wurden. Wir haben uns dennoch bemüht, so viele Unterlagen wie möglich zu sammeln, die noch außerhalb der Wehr vorhanden waren.

 

Um Ihnen das Lesen ein wenig zu vereinfachen, haben wir auf der rechten Seite eine Inhaltsübersicht für Sie positioniert. Mit dieser können Sie einfach zur gewünschten Textstelle springen oder sich den Gesamttext anzeigen lassen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.


Gehen wir zurück in das frühe 20. Jahrhundert. Schon vor der Gründung unserer Freiwilligen Feuerwehr gab es im Ort eine Pflichtfeuerwehr, die wegen ihrer Entlohnung durch die Gemeinde im Volksmund „8 Groschenwehr“ genannt wurde. Jedoch gab es immer wieder Streitigkeiten über Gestellung der Pumpenmannschaft, sodass sich die Einwohner des Hohendeich entschlossen, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Die ersten Vorgespräche fanden schon im Sommer 1904 statt. Die Gespräche nahmen ihren Lauf und Silvester 1904 existierten dann konkrete Vorstellungen.

Am Neujahrstag 1905 waren die Gespräche soweit vorangeschritten, dass eine Gründungsversammlung einberufen wurde. Die Männer, die zu dieser Versammlung erschienen und als Gründer bekannt sind, waren: August Wedemann, Adolf Riege, Hinrich Emmen, Willy Riege, Ernst Wiegels, Wilhelm Wiedemann, Bernhard Harloff, Willy Lühr, Gustav Martens, Heinrich Jungmann, Wilhelm Martens, Fritz Flügge, Hermann Wahlgren, Henry Graumann und Willy Emmen. Die neue Wehr war gegründet.

Aus den folgenden Wahlen gingen Adolf Riege als Kommandeur, Hinrich Emmen als Vizekommandeur und Ernst Wiegels als Schriftführer und Kassierer hervor. Durch die Initiative Adolf Rieges, Wilhelm Wiedemanns und des Schmiedemeisters Fritz Flügge, wurde eine leistungsfähige Handdruckspritze angeschafft. Spritzenmeister wurde Wilhelm Wiedemann. Nach der Gründung der FF bestand die Pflichtwehr noch eine ganze Zeit, bis sie sich dann aber auflöste und die gesamte Mannschaft der FF beitrat. Die Bespannung der Handdruckspritze wurde im Wechsel von den Landwirten getätigt und funktionierte einwandfrei. Glaubt man sogar den alten Erzählungen, sprangen die weidenden Pferde beim Ertönen der Feuerhörner über die Weidezäune, rannten zum Hof und sammelten sich dort zum Anschirren. Die Handdruckspritze wurde zunächst in einem alten Schuppen des Schmiedemeisters Flügge neben der Schiffszimmerei Menk untergebracht, bis dann im Jahre 1906 außendeichs ein neues, massives Spritzenhaus gebaut wurde. Das Grundstück wurde vom damaligen Kommandeur Riege zur Verfügung gestellt.

Bis zum 1.Weltkrieg 1914 ereignete sich nur eine nennenswerte Sache: „Das Hitscherberger Feuer“, ein Großfeuer in Kirchwerder am 3.Juli 1914. Elf Häuser fielen den Flammen zum Opfer und die Hohendeicher FF konnte sich besonders auszeichnen. Der restliche Dienst der Feuerwehr hatte einen sehr starken, militärischen Charakter und so war es auch selbstverständlich, dass alle gedienten Männer Mitglied in der Feuerwehr waren. Mit dem Beginn des Krieges wurden daher auch die meisten Mitglieder zum Militärdienst einberufen. Da der Feuerwehrdienst aber aufrechterhalten werden musste, übernahmen 16- bis 17-jährige die Aufgaben der eingezogenen Männer. Daher konnte dann die Sicherheit der Bürger weiter gewährleistet werden.


Der Krieg forderte viele Opfer und acht Kameraden kehrten 1918 nicht zurück; sie fielen für ihr Vaterland.Die geschwächte Wehr wurde wieder neu aufgebaut. Johannes Lühr löste Adolf Riege als Kommandeur ab und führte die Truppe wieder zu ihrer alten Stärke zurück. Bis 1920 stellte sich heraus, dass besonders Einsatzbereitschaft und Einsatzfreude zu den Stärken der Wehr zählte. Dann am 2. November 1920 kam die erste große Bewährungsprobe. Fünfzehn Häuser gingen bei einem Großbrand am Zollenspieker in Flammen auf. Die Löscharbeiten erwiesen sich zu dieser Jahreszeit jedoch als sehr schwierig, da schon alle offenen Wasserstellen zugefroren waren. Trotz der unermüdlichen Arbeit bei 10°C unter Null, konnten die Häuser nicht gerettet werden. Auch die Hohendeicher Feuerwehr wurde stark gefordert und Überlieferungen zufolge, konnte nur ein Rum-Tee-Gemisch die Männer vor dem Erfrieren retten.

1921 hielt dann die Technik Einzug, sodass von der Gemeinde eine Dampfspritze in Dienst genommen werden konnte. Die Spritze, auch „Treue Engländerin“ genannt, wurde immer im zeitlichen Wechsel im Ortsteil Hohendeich und im Ortsteil Neudorf stationiert. Die Einsätze mit diesem Gerät erwiesen sich jedes Mal als sehr spannend, da es immer darauf ankam, schnell Dampf zu erzeugen, sodass die unmöglichsten Kombinationen an Heizmaterial entstanden. Die Ära Dampfmaschine dauerte vier Jahre. 1925 wurde die FF Hohendeich mit einer modernen Motorspritze ausgerüstet, die mit 24 PS und einer Hochleistungspumpe 12/7 einen erheblichen technischen Fortschritt darstellte. Die ersten Maschinisten wurden Ernst Meyer und der Bäckermeister Heinrich Kaul, nachdem sie einen entsprechenden Lehrgang bei der Berufsfeuerwehr absolviert hatten. Die Bereifung der Motorspritze bestand aus Hartgummirädern und war einachsig. In den ersten Jahren wurde sie mit einer Protze gefahren, bis sie dann als Anhängerspritze an einem LKW genutzt wurde. Mit dieser Spritze wurden Glanzleistungen vollbracht, wie die damalige Presse sich über die Hohendeicher Wehr äußerte.

Der damalige Hohendeicher Hafen (Ortkaten) beheimatete drei Motorschiffe, die im genossenschaftlichen Eigentum der Hohendeicher Gemüsebauern standen. Sie wurden zum Transport der Gemüseerzeugnisse zum Hamburger Großmarkt genutzt. 1929 wurde eines dieser Motorschiffe mit Hilfe der Motorspritze von den damaligen Kameraden zu einem Löschboot umfunktioniert, als nämlich ein vollbeladener Oberländer Kahn auf der Oberelbe havarierte und zu sinken drohte. Die Hohendeicher Feuerwehrleute rückten also aus und konnten auf Grund des „Löschbootes“ Pumpenhilfe leisten, sodass der Kahn vor dem Versinken bewahrt und die wertvolle Ladung umgestaut werden konnte.

Noch in demselben Jahr, am 7. September, wurde die Motorspritze auf gleiche Weise eingesetzt. In der Gemeinde Over (Niedersachsen) war ein Großfeuer ausgebrochen. Beim Anlegen am Ponton bei Gastwirt „Schween“ waren bereits die B-Schläuche gekuppelt und Wasser bis zum Druckstutzen vor. Durch weiteres Ausbringen von zusätzlichen Schläuchen war das Wasser auch schnell an der Brandstelle. Die FF-Hohendeich war die erste Wehr vor Ort, das Feuer wurde lokalisiert und abgeriegelt, brennende Häuser gelöscht. Schon nach kurzer Zeit waren 3 B- und 4 C-Rohre im Einsatz. Überlieferungen zufolge haben die Einwohner über diese Hilfeleistung vor Freude geweint. Später wurde die Hohendeicher Wehr noch von der Harburger Berufsfeuerwehr (damals noch zu Niedersachsen gehörig) und von der über die Seeve gesetzten Feuerwehr Rosenweide-Wahlenburg unterstützt.

Als Dank der Einwohner von Over, übergab der damalige Bürgermeister der Gemeinde, Herr Meier, eine Belohnung von RM 700,- an die Hohendeicher Wehr. (Von diesem Geld konnte für alle Kameraden ein neuer Rock beschafft werden.) Die Hohendeicher Feuerwehrmänner fühlten sich auf dem Wasser schon immer wie zu Hause. Nach dem Verkauf der Motorschiffe, deren Funktion weitgehend der LKW übernommen hatte, wurde bei einem Einsatz ein eiserner Kahn zum Löschboot umfunktioniert. Eine TS 8/8 (Tragkraftspritze 8/8) wurde als Antriebsmaschine verwendet. Die Saugleitung wurde nach vorn gelegt, während zwei kurze Zubringer mit B-Rohren als Antrieb und Steuerung dienten.

Aber was war eigentlich passiert? Ein Motorschiff war auf der Elbe leckgeschlagen und nahm eine Menge Wasser auf. Der Kahn wurde längsseits bugsiert, das Leck wurde abgedichtet und die Pumpe zum Lenzen mit an Bord des Schiffes genommen.


1930 feierte die Wehr ihr 25-jähriges Bestehen. Bekannterweise ist doch das Wasser das Element der Feuerwehr, doch an diesem Sonntag, dem 17. August, hatte der Wettergott arg übertrieben. Es regnete in Strömen und aus Nord-West wehte eine steife Brise herüber. So kam es, wie es kommen musste: Ein Hochwasser überschwemmte den außendeichs gelegenen Festplatz mitsamt Festzelt, Karussell und allen anderen aufgestellten Sachen. Kurzerhand wurde der Festball in das Lokal von Ahrens verlegt, welches sich aber als viel zu klein erwies.

Trotz dieses (kleinen) Rückschlages wurde kräftig gefeiert. Die 30er Jahre prägte eine verheerende Brandkatastrophe. Das Großfeuer ereignete sich am 7. März 1932. Tagelanger Ostwind hatte die Reetdächer ausgetrocknet und den Dobber trocken gelegt, dazu war bei Feuerausbruch auch noch tiefste Ebbe. Um überhaupt Wasser an die Brandstelle zu befördern, musste eine ein Kilometer lange Schlauchleitung verlegt werden. Der starke Ostwind trug das Feuer von Haus zu Haus, drei Häuser wurden ein Raub der Flammen. Mit Hilfe unserer Nachbarwehren Neudorf und Spadenland konnten zwei in Brand geratene Häuser und zwei weitere, darunter das Lokal von Ahrens mit Saal, geschützt werden.

Bis Anfang des 2. Weltkrieges 1939 wurden noch viele Einsätze gemeinsam mit den Nachbarwehren gefahren. Bei Kriegsbeginn wurden viele Kameraden zum Dienst an der Waffe eingezogen, wiederum andere wurden zum Dienst auf Feuerwachen der BF dienstverpflichtet. Die restlichen Kameraden wurden dem neu geschaffenen Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) der Feuerlöschpolizei eingegliedert.

Die Wehr wurde neu organisiert: Während Walter Reymers die Funktion des Wehrführers von Johannes Lührs übernahm, wurde dieser zum Bereitschaftsführer. Zusätzlich zu unserer Motorspritze wurden wir mit einem neuen LF 8 ausgerüstet.

Bei den großen Bombenangriffen stand unsere Wehr immer im Mittelpunkt des Geschehens und unsere treue Motorspritze hat erstaunliche Leistungen vollbringen müssen. Leider überlebte sie den Krieg nicht; sie ist im Juli 1943 bei einem Großangriff zusammen mit Fahrzeug und Besatzung in die Luft geflogen und total vernichtet worden. Glücklicherweise gab es daneben nur zwei Schwer- und mehrere Leichtverletzte zu beklagen. Zunächst wurde angenommen, dass eine Sprengbombe mit Verzögerung die Ursache für die Explosion war. Wie sich aber später herausstellte, war ein Gasgemisch, das die ganze Kanalisation füllte, in die Luft gegangen.

 Bis zum Kriegsende im Jahr 1945 musste die Wehr unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. So war es auch klar, dass die FF bei Kriegsende personell am Boden war. Es wurde eine traurige Bilanz gezogen. Vier aktive Kameraden fielen für ihr Vaterland, fünf befanden sich in Kriegsgefangenschaft und einige Kameraden wurden von Mut und Kraft verlassen und quittierten nach sechs Jahren harter Feuerwehrarbeit den Dienst. Die Übriggebliebenen jedoch rauften sich zusammen und beschlossen, weiter zu machen, denn es sollte nicht umsonst gewesen sein, dass sie sich bei Kriegsende ein LF 8 mit einer TS 8/8 unter den Nagel gerissen haben und versteckt hielten.


Man wollte also wieder tätig werden und den Schutz der Bürger übernehmen. Jedoch kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten mit der englischen Besatzungsmacht. Nach langwierigen Verhandlungen durfte die Wehr das versteckte Fahrzeug und Gerät behalten und unter Auflagen den Dienst als Fire-Police wieder aufnehmen. Anfang 1946 war die Wehr wieder 15 Mann stark und im Dezember 1946 konnten weitere fünf junge Kameraden durch intensives Werben dazugewonnen werden. Es war jedoch nicht ganz einfach, neue Kameraden für den Dienst zu begeistern, denn die meist aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten waren dienstmüde und hatten eine starke Uniformabneigung. Diese Probleme konnten aber innerhalb der Wehr gelöst werden und so zeigten die 1946/47 gefahrenen Einsätze, dass wieder eine verlässliche Truppe geschaffen war.

Probleme gab es jetzt nur noch in der Führungsspitze. Walter Reymers blieb Wehrführer, während Emil Meyer für den schwer verwundeten Stellvertreter Walter Lemm gewählt wurde. Walter Lemm übernahm dann die Kassenführung und Herbert Richter wurde zum Schriftführer ernannt. 1951 kam es zum Wachwechsel in Hohendeich. Bereichsführer Lühr ging in den Ruhestand und wurde durch den Hohendeicher Wehrführer Walter Reymers ersetzt. Als dessen Nachfolger wurde Richard Reymers gewählt.

Zusammen mit unserer Nachbarwehr Neudorf feierten wir 1955 unser 50jähriges Jubiläum. Mitten in dieser Zeit, 1954, stellten wir unsere erste Jugendgruppe auf, die in zwei Gruppen à 12 Jungs aufgeteilt war. Leider konnte man sich zu dieser Zeit in Hamburg noch nicht entscheiden, offiziell eine Jugendfeuerwehr ins Leben zu rufen, so dass unsere Jugendgruppe 1956 wieder aufgelöst wurde. Die folgenden 60er Jahre begannen mit der Flutkatastrophe, durch die die Hamburger Feuerwehr wochenlang im Einsatz war. Hierbei ist allen Freiwilligen Wehren zu danken, die in der Sturmnacht pausenlos an den Deichen arbeiteten und so unseren Ortsteil vor Überschwemmungen bewahrt haben. Leider wurde unser außendeichs gelegenes Feuerwehrhaus so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass eine langfristige Nutzung nicht mehr möglich war.

Glücklicherweise war unser passives Mitglied August Fölsch bereit, der Stadt eine erforderliche Fläche für einen Bauplatz zu verkaufen. Somit waren die Voraussetzungen für einen Neubau gegeben, also konnte innerhalb kurzer Zeit ein neues Feuerwehrhaus errichtet werden.

Am 3.Juli 1964 konnte das neue Feuerwehrhaus von der Wehr übernommen werden. Gleichzeitig übergab Oberbranddirektor Brunswig persönlich der Wehr ein neues Einsatzfahrzeug, ein LF 8 VTS Mercedes, Prototyp. Wehrführer-Stellvertreter Emil Meyer trat zuvor am 1. April 1961 in den Ruhestand. Reinhard Reymers wurde zu seinem Nachfolger gewählt und übernahm die Ausbildung der Wehr nach den neuesten Standards. Ein paar Jahre später wechselte dann auch Wehrführer Richard Reymers am 1. April 1967 in den Ruhestand, nachdem er auf Wunsch seines Stellvertreters noch drei Jahre über sein Pensionsalter hinaus mit Genehmigung des Feuerwehramtes die Wehr geleitet hatte. Reinhard Reymers wurde neuer Hohendeicher Wehrführer, als sein Stellvertreter wurde Gerhard Richter gewählt. Schriftführer wurde Walter Emmen, Kassierer wurde Walter Lemm jun.

Ein Generationswechsel hatte dadurch stattgefunden, der sich aber in keinster Weise nachteilig auf die Wehr auswirkte. Nach einiger Zeit stellte Gerhard Richter sein Amt zur Verfügung, woraufhin Alfred Fölsch sein Nachfolger wurde. Am 12. Februar 1979 wurde dann Heinrich Kaul jun. Zum Wehrführer-Stellvertreter gewählt. Am 29.Februar 1968 wurde unsere Jugendfeuerwehr offiziell gegründet. Zunächst übernahm Hans Emmen die Funktion des Jugendwartes. Seit ihrer Gründung bis heute anhaltend hat unsere Jugendfeuerwehr zahlreiche Wettkämpfe gewonnen und an vielen Zeltlagern teilgenommen, worauf wir sehr stolz sind.


Die 60er und 70er Jahre waren extreme Sturmflutjahre. Die Jahrhundertflut von 1962, die viel Tod, Elend und Not gebracht hatte, wurde in ihrer Fluthöhe schon wenige Jahre später immer wieder übertroffen.

  • 23. Februar 1967
  • 15. Januar 1968
  • 13. November 1972
  • 03. Januar 1976
  • 24. Dezember 1977

Diese Tage waren heftige Sturmtage und haben unsere Wehr in besonderem Maße gefordert und geprägt. Am 13. November 1972 wurde die Wehr in vier Fahrzeuggruppen aufgeteilt; sie fuhren zusammen 48 Einsätze. Bereits zu dieser Zeit besaßen wir ein motorisiertes Kunststoffboot, welches wir 1970 erhielten und das uns während dieser Zeit gute Dienste erwies. Auch am 3. Januar 1976 ab der Mittagszeit bis zum nächsten Morgen waren wir im Einsatz. Eigentlich war an diesem Tag nach der Dienstbesprechung ein Steakessen geplant, doch die Geschehnisse zwangen uns, das gemeinsame Essen aufzugeben und truppweise im Laufe des Abends zum Beefsteakessen zu erscheinen.

Der Einsatzschwerpunkt war der Deich am Ortkaten. Über Funk gaben wir die Pegelstände und Steighöhen durch. Eine weitere Aufgabe bestand darin, Treibgut zu bergen, denn aus der Süderelbe mit hohem Wellenschlag angeschwemmte Hölzer, Bäume und Duckdalben drohten die Deichkuppe zu zerstören. Sie mussten mittels Seilwinden über den Deich gezogen werden und wurden dann mit Motorsägen zerkleinert. Nach der Flut vom 3. Januar 1976 waren wir später noch in Bergungs- und Pumpeneinsätzen im Hafengebiet tätig. Am 24. Dezember 1977 waren wir mit unserem LF16 VTS mit Funkausrüstung überwiegend im Stadtgebiet im Einsatz. Nach schwierigen Arbeiten war der Einsatz beendet und wir konnten doch noch das Weihnachtsessen genießen. Viele Einsätze wurden auch bei Schneesturm und Vereisung gefahren und es war nicht immer einfach, den Straßenverkehr in unserem Einsatzgebiet aufrecht zu erhalten. Besonders schwierig war es im Winter 1979, als wir mit kleineren Unterbrechungen zwei Tage lang im Einsatz waren und nur noch mit Hilfe von Geräten der Feuerwehrkameraden - zwei Treckern mit Schaufellader - die fast aussichtslosen Situationen meistern konnten. Weitere Probleme bereitete uns die nachfolgend einsetzende Schneeschmelze, die mit tagelangen Pumpeinsätzen bewältigt werden konnte. Das prägende Ereignis der 70er Jahre aber war der Heidebrand. In der Zeit vom 11. – 15. August 1975 waren wir in den Orten Oldendorf, Miele und Quelo im Einsatz. Insgesamt waren 25 Kameraden und das TLF 16 vor Ort. Unser damaliger Wehrführer, Reinhard Reymers, wurde hierbei mit dem Feuerwehr-Ehrenkreuz der 2. Stufe für mutiges und umsichtiges Verhalten als Einsatzführer vom DFV ausgezeichnet.

Der nächste überregionale Einsatz ereignete sich am 18. Juli 1976: der Bruch des Elbe-Seiten-Kanals. Die Freiwillige Feuerwehr Hamburg fuhr mit 25 Fahrzeugen zur Hilfeleistung ins Nachbarland Niedersachsen. Die Hohendeicher Wehr war mit einem LF 16 VTS mit Boot, Bootsführer und einer Gruppenbesatzung vertreten. Unser Hauptaugenmerk war auf die Sandsackarbeit gerichtet, um den Kanal abzudichten.

Mit der Übernahme des Katastrophenschutzes auf Landesebene durch die Freiwillige Feuerwehr wurde unsere Wehr umorganisiert und technisch erweitert. Nun standen uns

  • ein LF 16 TS mit 800L Tank,
  • ein TLF 16 mit 2400L Tank,
  • ein LF 16 TS,
  • ein TLF 8 mit 800L Tank,
  • ein Rüstwagen
  • und ein Trimaran (Kleinlöschboot)

zur Verfügung.

Doch nicht nur die Technik änderte sich. Durch den Hohendeicher See und den Campingplatz verlagerte sich der Einsatzschwerpunkt mehr und mehr zur Erstversorgung. Doch dazu später mehr.


Vom 10.Juli bis 13.Juli 1980 feierten wir dann unser 75jähriges Bestehen. Laut einhelliger Ansicht ist dieses Jubiläum ein voller Erfolg gewesen. Bereits 1978 wurde ein Festausschuss ins Leben gerufen. Dessen Planungen konnten sich sehen lassen. Als einer der Programmpunkte der mehrtägigen Veranstaltung sei der Bunte Abend am Freitag, den 11. Juli genannt, auf dem bekannte Entertainer wie Fips Asmussen, Klaus Lemcke und sogar Nina und Mike auftraten. Der Höhepunkt aber dürfte die Liveübertragung des Großen Hafenkonzertes vom NDR gewesen sein – nicht etwa aus dem Hamburger Hafen, sondern natürlich aus unserem Hafen Ortkaten.

Im Jahr 1981 löste Bernhard Richter dann Richard Reymers als Wehrführer ab und leitete die Wehr bis ins Jahr 1987. Als Wehrführer – Vertreter wurde Helmut Kayser gewählt.Neben dem normalen Einsatzgeschehen verlief das achte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts relativ unspektakulär. Im Jahr 1987 wurde dann Helmut Kayser als neuer Wehrführer gewählt. Als Stellvertreter trat Arnold Lemm in sein Amt. Im Jahre 1987 wurde auch unser jetziges Feuerwehrhaus eingeweiht. Als herausragende Ereignisse in den achtziger und neunziger Jahren sind unsere Erfolge beim jährlichen Schlauchboot – Wettkampf um den „bz“ – Wanderpokal zu nennen.Nachdem unsere Wehr mehrfach vordere Plätze belegt hatte, gelang es ihr in den Jahren 1988 bis 1990 und 1997 jeweils den 1. Platz zu erreichen. Dadurch waren wir von 1989 bis 1991 und 1998 der Ausrichter dieses Wettkampfes, der schon im Jahre 1971 von der FF Hohendeich ins Leben gerufen wurde und bis zum heutigen Tag nichts an seiner Attraktivität verloren hat.

Die 90er Jahre waren geprägt von steigenden Einsatzzahlen und einer Brandstifterserie, durch die im Winter 1995/96 eine beträchtliche Anzahl von Wohnwagen auf dem Campingplatz in Mitleidenschaft gezogen wurde. Anfang 1994 löste Arnold Lemm dann Helmut Kayser als Wehrführer ab. Sein Stellvertreter wurde Helmuth Haupt. Am 20. Juli 1994 geriet (vermutlich durch Brandstiftung) die Lagerhalle unseres Kameraden Erfried Meyer in Brand. Obwohl wir beim Löschen durch die FF Reitbrook und die Bf Bergedorf unterstützt wurden, entstand an der Halle Totalschaden

Ende des 20. Jahrhunderts war es dann auch bei der FF Hohendeich soweit: Frauen in der Feuerwehr! Sandra und Marion Kock, beide zuvor Mitglied in der Jf Hohendeich, wurden von den männlichen Kameraden gewählt und vorbehaltlos in die Einsatzabteilung der FF Hohendeich übernommen.


Das neue Jahrtausend begann wieder, wie das alte endete: Die Einsatzzahlen erreichen jährlich neue Höchstmarken.

Im April 2000 wurde am Durchdeich ein Einfamilienhaus durch ein Feuer, das im Anbau, in dem sich eine Kerzenzieherei befand, ausbrach stark beschädigt. Bei unseren Löscharbeiten wurden wir von en Berufsfeuerwehren aus Bergedorf und Billstedt unterstützt.

Aber auch kuriose Einätze lockerten das Einsatzgeschehen auf: So wurden wir Heiligabend 2003 zu einer Schwanenrettung am Fersenweg gerufen. Auf einem Teich sollte ein Schwan festgefroren sein. Während der Rettung allerdings stellte sich heraus, dass der ‚verletzte‘ Schwan lediglich eine täuschend echte Attrappe war. Weitere Einsätze bestanden darin, geklaute Lautsprecherboxen aus dem Hohendeicher See zu fischen oder auch ausgebüxte Schafe auf dem Gauerter Hauptdeich wieder in ihre Schranken zu weisen.

Im Jahre 2002 trat dann Sven Bade, der zuvor schon als Stellvertreter fungierte, die Nachfolge von Arnold Lemm als Wehrführer an. Als sein Stellvertreter wurde Thomas Meyer gewählt. Rückblickend auf das vergangene Jahrhundert soll an dieser Stelle ein Resumé gezogen werden. Die Zusammenarbeit mit den Berufsfeuerwehren Bergedorf und Billstedt gestaltet sich im Jahr 2005 in hervorragender Art und Weise, sodass sich kein Beteiligter vorstellen kann, dass es in den letzten 100 Jahren jemals anders gewesen sein dürfte.

Außerdem weist die Bilanz aus:

  • See mit Campingplatz gebaut,
  • Spritzenhäuser in Grund und Boden genutzt,
  • Kommandeuren und Wehrführern Feuer unterm Hintern gemacht,
  • mindestens ein Dutzend Einsatzfahrzeuge über die Jahre gebracht,
  • tausende von Einsätzen gefahren,
  • hunderttausende von Deichkilometern abgerissen
  • und sicherlich noch weitaus mehr Stunden in anstrengender, fordernder, spaßiger, interessanter und kameradschaftlicher Runde zugebracht

Kommandeure und Wehrführer seit Gründung der FF Hohendeich

Kommandeur

1905 - 1918
Adolf Riege

1918 - 1939
Johanne s Lühr

Wehrführer

1939 - 1951
Walter Reymers

1951 - 1967
Richard Reymers

1967 – 1981
Reinhard Reymers

1981 - 1987
Bernhard Richter

1987 - 1994
Helmut Kayser

1994 - 2002
Arnold Lemm

2002 - 2009
Sven Bade

Seit 2009
Heiko Jungclaus


Unsere Feuerwehrkapelle (1968- ca. 1990)

Da viele Kameraden im Spielmannszug tätig waren, wurde Ende 1968 bei der Feuerwehrführung in Hamburg ein Antrag gestellt, einen eigenen Feuerwehrspielmannszug aufzustellen. Dieser Spielmannszug wurde in der ersten Jahreshälfte 1969 ins Leben gerufen, erhielt den treffenden Namen „Dampfkapelle“ und existierte bis Ende der Achtziger Jahre.

Als einziger Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg hatte er oft Gelegenheit, vor großer Kulisse zu spielen. So zum Beispiel geschehen 1970 beim „24. Deutschen Feuerwehrtag“ in Münster sowie bei der Musikschau in der Alsterdorfer Sporthalle anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Berufsfeuerwehr Hamburg. Erster Stabführer des Zuges war Willy Kayser, der 1971 die Führung seinem Sohn Werner übergab.


Unsere Feuerwehrhäuser

Ende der 80er Jahre geschah es dann: Das inzwischen zu kleine alte Feuerwehrhaus wurde durch ein Neues, Größeres abgelöst. Unter der Wehrführung von Helmut Kayser gelang es nach mehreren Jahren Anlaufzeit, am 29.August 1988, den Grundstein für ein neues Feuerwehrhaus zu legen. Nach altem Brauch der Zunft wurde bei der Grundsteinlegung eine Kassette mit einer aktuellen Tageszeitung, gültigen Münzen sowie einer Aufstellung der Feuerwehrmänner und ihres Materials eingemauert. Der Grundstein selbst, die Kassette, ist mit dem Datum des feierlichen Ereignisses graviert.

Nach einer Bauzeit von 10 Monaten und ungefähren Kosten von 1 Mio. Mark konnte am 23.Juni 1989 die Einweihung mit einem Tag der offenen Tür und Hunderten von Gästen Der Umzug konnte relativ schnell durchgeführt werden, liegen doch beide Häuser nur etwa 100 Meter auseinander. Es ist bereits das vierte Haus der Wehr. Angefangen hatte es 1905 in einem alten Schuppen, der vor dem Deich lag; bereits ein Jahr später konnte in ein Massivhaus umgezogen werden, welches in der Sturmflut 1962 zerstört wurde. In dem dritten Gebäude von 1964 ist bis heute die „maritime Ausstattung“ der Wehr und die Jugendfeuerwehr untergebracht.


Es klingt wie ein Märchen: Ein weißer Schwan hat unsere Kameraden Ingo Schwormstedt und Walter von Hacht über den Hohendeicher See zur Feuerwehrversammlung im Seepavillon gebracht. Sie mussten ihn allerdings treten. Viele Sommergäste staunten nicht schlecht, als der Riesenvogel an ihnen vorbeischwamm. Ob auf der Alster oder dem Hohendeicher See: Das ausgefallene Tretboot von Ingo Schwormstedt ist eine Attraktion. Vom „Schwanenanleger“ am Ochsenwerder Elbdeich zum Seepavillion brauchten die beiden Schwanenbändiger eine halbe Stunde.

Doch der Schwan ist nicht das einzige Fortbewegungsmittel zu Wasser, dessen sich die FF Hohendeich bedienen kann. Bereits im Jahre 1955 wurden wir als erste Wehr mit einem Schlauchboot ausgestattet. 1976 wurden wir zusätzlich mit einen Trimaran für den Einsatz auf dem See und der Elbe ausgestattet. In der Praxis konnte sich das Boot jedoch nicht völlig bewähren: Gerade im Sommer zählt unser See zu einem Haupteinsatzschwerpunkt – der Trimaran konnte aufgrund seiner Größe jedoch nur an einer Stelle am See zu Wasser gelassen werden. Da dieses sehr zeitraubend ist, wurde der Wunsch nach einem kleineren und handlicheren Boot geäußert; diesem Begehren wurde auch nachgekommen, jedoch unter gleichzeitigem Verlust des Elbabschnittes als Verantwortungsbereich. Seitdem nutzen wir ein Motorboot mit handgesteuertem Außenbordmotor für die Einsätze auf dem See.

Bis heute allerdings ist die Frage ungeklärt, ob der Außenbordmotor es wirklich mit der Schwormstedtschen Muskelkraft per Schwan aufnehmen kann!


Ochsenwerder als Nabel der Welt, und die FF Hohendeich mittendrin? Dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man sich die offiziellen diplomatischen Besuche anschaut, die im Laufe der Zeit stattgefunden haben. Die Liste ist lang, und an dieser Stelle sollen nur zwei Ereignisse näher erwähnt werden.

Im Jahre 1978 hatte die FF Hohendeich hochrangigen Besuch ‚von der Insel’ Derek Howarth, Leiter einer Berufsfeuerwehrdirektion in England war als Gast des damaligen Direktionsbereichsführers Ost, Paul Bohl, auf Stippvisite in den Vier- und Marschlanden. Unter anderem informierte er sich an einem Übungsabend unserer Wehr über Einsatzgeschehen und Handhabung von Geräten und lernte den Unterschied zwischen den englischen und deutschen Feuerwehren kennen.

Einen weiteren internationalen Gast durfte die FF Hohendeich im Jahre 1993 begrüßen. Liu Shi Pu, Generaldirektor des Feuerwehrbüros im Innenministerium Peking, machte während seiner zweiwöchigen Reise durch verschiedene Städte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz halt am Hohendeich. Bei einem gemeinsamen Essen im Gerätehaus wurden Informationen und Geschenke ausgetauscht. Hierbei erstaunte es den chinesischen Feuerwehrchef umsomehr, dass freiwillige Feuerwehrarbeit in so hohem Standard durchführbar ist und auch praktiziert wird, denn ein Engagement in dieser Form, ist in China gänzlich unbekannt. Eine Vorführung der Ausrüstung und Fahrzeuge rundete seinen Besuch ab.


Worin liegen unsere „Hauptbrennpunkte“?

Die Lage an einem der beliebtesten Naherholungsgebiete Hamburgs bringt natürlich eine verantwortungsvolle Aufgabe mit sich. Da die nächste Feuer- und Rettungswache der Berufsfeuerwehr rund 16 km entfernt ist, sind die Mitglieder der FF bei fast allen Einsätzen als Erste vor Ort. Die Art der Einsätze besteht deshalb zu großen Teilen aus der medizinischen Erstversorgung der hiesigen Einwohner, der Campingplatzbewohner und der Badegäste. Seit dem Beginn der Achtziger Jahre liegt daher ein besonderer Schwerpunkt auf der Sanitätsausbildung. Besonders die Versorgung der Badegäste erfordert das ganze Können der Feuerwehrleute: Die Behandlung kleinerer Schnittwunden gehört zu den leichteren Aufgaben, doch leider allzu oft treten Herzinfarkte und Wasserunfälle, bis hin zur Bergung von Ertrunkenen, auf.

Die erfolgreiche Bewältigung anspruchsvoller Aufgaben stärkt natürlich das Selbstbewusstsein und den kameradschaftlichen Zusammenhalt der Hohendeicher Feuerwehr.

Zum regionalen Einsatzgebiet der FF zählt - neben dem gesamten See - in Nord-Süd-Ausrichtung das Gebiet zwischen dem Ochsenwerder Norderdeich und der Elbe, in West-Ost-Richtung zwischen Ortkatenweg und Durchdeich; darüber hinaus der Hafen Ortkaten und bis zum Jahre 2000 auch der dazugehörige Elbabschnitt. Die Verantwortung für die Elbe wurde allerdings aufgrund unterschiedlicher Kompetenzansichten und besonders unterschiedlicher Standpunkte bezüglich des Ausrüstungsbedarfs inzwischen einer Nachbarwehr zugeteilt.

Seit Beginn der Neunziger Jahre ist die Einsatzhäufigkeit fast durchgehend steil angestiegen. Wurden wir 1993 noch 37 Mal zu Hilfe gerufen, so rückten die Hohendeicher Feuerwehrmänner im Jahr 2004 durchschnittlich zweimal pro Woche zu einem Einsatz aus. Ein Grund für diesen Anstieg liegt möglicherweise auch an der gestiegenen Verbreitung der Mobiltelefone, mittels derer auch (sehr) leichte Verletzungen dem Heiligen Florian ans Ohr getragen werden. Doch lieber zweimal zu viel als einmal zu wenig ausgerückt.

FORTSETZUNG FOLGT...